#innsbrucklaeuft Ein paar Gedanken auf den Punkt gebracht von der RUNNER’S WORLD Redaktion zum Thema Nachhaltigkeit, die auch unser Team seit 2014 umtreiben.
RUNNER’S WORLD: Herr Kuhn, wie nachhaltig ist der Laufsport aktuell?
Peter Kuhn: Da gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht. Zuerst die schlechte: Der Laufsport ist nicht nachhaltig. Aber die gute gleich hinterher: Er ist vergleichsweise nachhaltig. Es ist immer die Frage des Maßstabs. In unserem Verständnis ist der Laufsport sehr weit. Er braucht sehr wenig Material, Mobilität und Infrastruktur und ist damit eigentlich die Vorzeigesportart – vielleicht abgesehen von Tai Chi oder Yoga, wo man eigentlich gar nichts braucht, keine besondere Kleidung, keinen besonderen Ort. Der Laufsport ist da relativ nah dran. Und trotzdem gibt es noch Luft nach oben. ”
Sehen Sie denn in Bezug auf Nachhaltigkeit Unterschiede zwischen dem Straßenlaufsport und dem Trailrunning?
Ja. Das Trailrunning findet ja in der Natur statt, da kann es sein, dass der Läufer Flora und Fauna in gewisser Weise stört. Allerdings werden diese Trails ja nicht einfach irgendwo hingelegt, sondern mit den örtlichen Experten wie Förstern oder Landschaftspflegern angelegt, sodass wir davon ausgehen können, dass hier verantwortlich gehandelt wird. Aber wir wissen aus Studien, mein Kollege Manuel Steinbauer ist da führend, dass Menschen in der Landschaft andere Arten verdrängen können. Ich sage bewusst Landschaft und nicht Natur; Manuel Steinbauer sagt, es gibt eigentlich gar keine vom Menschen ungestörte Natur mehr, außer vielleicht im Amazonas ein kleines Fleckchen. Es gibt Arten, die sich darauf einstellen, wenn die großen Zweibeiner unterwegs sind, und sich dann etwas zurückziehen, sich aber nicht grundsätzlich verjagen oder stören lassen. Aber wir sehen in diesen Studien auch Änderungsbewegungen in der Fauna, die sich andere Räume suchen, wenn solche Veranstaltungen häufig stattfinden.
UND was kann jeder einzelne Läufer tun um die Umwelt zu schützen?
Da gibt es gar nicht so viele. Das Beste wäre, erstens, nicht mit dem Auto zum Laufen zu fahren. Autofahren ist das größte Problem des Sports. Zweitens: Weniger Laufschuhe kaufen. Wir wissen aus Studien, dass der sogenannte nachhaltige Laufschuh nicht die Lösung ist, weil er nur in Anführungszeichen nachhaltig ist. Es werden bestimmte Materialien ausgetauscht, aber der Produktlebenszyklus an sich bleibt erhalten. Das Produkt braucht Rohstoffe, es muss produziert werden, es legt eine bestimmte Strecke zurück. Irgendwann ist der Schuh runtergelaufen und muss entsorgt werden. Das bleibt alles gleich, egal welche Art von Material drinsteckt. Das heißt, der Ökolaufschuh ist die zweitbeste Lösung. Die beste Lösung wäre, man würde weniger Schuhe kaufen. Das würde rückwirkend bedeuten, dass jetzt große Player wie beispielweise RUNNER’S WORLD auf die Hersteller einwirken könnten, dass sie langlebigere Schuhe bauen. Dann müssen wir nämlich weniger Schuhe kaufen.”
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Danke, dass du mit uns unterwegs bist.
Peter Kuhn im Interview: Wie nachhaltig ist Laufen?